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Vor ein paar Jahren wanderten wir zum ersten Mal zur Sulzlalm im Lechtal hoch. Schnell war uns klar, wir kommen wieder. An diesen Vorsatz haben wir uns auch jedes Jahr mehrmals gehalten.
Denn es ist nicht nur die tolle Wanderung, die auch für einige hundert Meter durch einen abenteuerlichen Felsenweg führt. Nein, es ist einfach auch die Sulzlalm selbst, mit ihren sympathischen Wirtsleuten, der Familie Moosbrugger. Es ist rundum die ideale Tour für die ganze Familie.

Tiefblickende Aussichten ins Lechtal
Tiefblickende Aussichten ins Lechtal
Traumhafter Felsenweg

Los geht‘s in Stockach. Am Ortsende weist am kostenfreien Parkplatz ein Schild Richtung Sulzlalm. Von dort führt eine Straße direkt zum Forstweg der Sulzlalm. Wer hier hinaufblickt, kann die Löcher in den Felsen bereits erkennen. Die gut einstündige Tour verläuft am Anfang durch einen Fichtenwald, nach ca. 30 Min. beginnt der Höhepunkt der Wanderung. Denn plötzlich steht man mitten im Felsen vor dem ersten Tunnel. Ca. 400 Meter geht es von einem Tunnel in den nächsten. Ein bisserl nass kommt es ab und zu von oben runter und an zwei Stellen ist es auch ein wenig duster. Da empfiehlt es sich schon, eine kleine Taschenlampe parat zu haben. Zwischendurch sind immer kleine Ausblicke ins Lechtal möglich. Wir fragen uns ständig, wie es die Alm schafft, das ganze Material auf diesem Weg nach oben zu bringen.
Am Ende des Felsenweges geht es nochmal für eine halbe Stunde weiter hoch zur Sulzlalm. Steil fallen hier die Hänge und Wände ab und unten rauscht der Gebirgsbach ins Tal hinunter. Wir sehen schon die ersten Kühe und fragen uns, wer die denn am Abend alle zum Melken holt. Nach der eindrucksvollen Wanderung erreichen wir die Sulzlalm und fühlen uns einfach nur wohl. Die sonnige Terrasse ist liebevoll mit altem Milchgeschirr dekoriert und mit vielen Blumen verschönert.

Die ganze Familie packt auf der Sulzlalm mit an.
Die ganze Familie packt auf der Sulzlalm mit an.
Alles Familiensache

Schnell merkt der Besucher, dass hinter der Sulzlalm ein ganzer Familienbetrieb steckt. Florian Moosbrugger, der Pächter der Sulzlalm, bedient mit seinen Schwestern.  Seine Schwager und sein Bruder helfen am Wochenende. Ehefrau Iryna und Mama Hildegard schwingen in der Küche den Kochlöffel. Beim Lesen der Speisekarte läuft uns gleich das Wasser im Munde zusammen. Deftiges und Süßes aus der Tiroler Küche stillen den Hunger nach der Wanderung. Egal, ob eine heiße Speckknödelsuppe, Knödel mit deftiger Hauswurst und Kraut oder ein selbstgemachter Apfel- oder Topfenstrudel. Durstig und hungrig muss kein Gast auf der Alm lange warten. Auf einen guten Service legt man hier großen Wert.
Es helfen einfach alle mit. Sonst wäre die Bewirtschaftung der Alm und vor allen Dingen auch die Versorgung der Kühe auf der Alm gar nicht möglich. Als im Sommer 2010 plötzlich der Familienvater Hubert Moosbrugger auf der Alm verstarb, mussten ganz plötzlich Entscheidungen getroffen werden. Schnell war klar, dass Florian, der ja die Landwirtschaft betreibt, nun auch das Sagen auf der Sulzlalm hat. Doch alle Entscheidungen werden miteinander getroffen, Florian erzählt mir: „Ohne meine ganze Familie ginge es einfach nicht!“

Der Mann und seine Kühe :)
Der Mann und seine Kühe :)

Doch eines kann Florian nicht verheimlichen, seine Leidenschaft für seine Kühe. Der begeisterte Braunviehzüchter hegt und pflegt seine Kühe nicht nur auf der großen Alm im Sommer, sondern auch in der Winterszeit auf dem heimischen Bauernhof. Sind in der kalten Jahreszeit ca. 40 Kühe samt Nachzucht zu versorgen, bringt seine Schwester Andrea ihre 10 Kühe im Sommer gleich mit auf die Alm.
So müssen Tag für Tag, morgens und abends, die Kühe von den Weiden geholt und gemolken werden. Anschließend macht sich einer der Moosbruggers auf die abenteuerliche Fahrt ins Tal, wo die Milch abgeholt wird.
Kurz darauf kommen schon die ersten Wanderer, die wieder liebevoll mit regionaler Kost versorgt werden. Egal ob Brot, Käse, Wurst – alles kommt von heimischen Betrieben, damit sich der Kreislauf wieder schließt. Über die Lechtaler Grenzen hinaus ist der köstliche Topfenstrudel bekannt. Auch die reichlichen Brotzeitteller laden zum Genießen ein. In der Küche hat Mama Hildegard das Regiment. Sie hält die ganze Familie einfach zusammen. So erzählt mir die Tochter Andrea: „Unsere Mama ist wie eine Glucke. Es kommt wirklich ganz selten vor, aber wenn mal ein bisserl ein Unfrieden herrscht, dann flattert sie wie eine Henne mit ihren Flügeln und holt alle darunter zusammen und schon passt wieder alles.“
Eine schöne Geschichte ist auch, wie Iryna, die Frau an der Seite von Florian, zur Sulzlalm kam. Die Ukrainerin machte 2004 ein Praktikum auf der Alm, die beiden verliebten sich und sie blieb für immer im Lechtal. Die beiden Mädchen, Anna, 10 Jahre und Eva, 8 Jahre, machen das Glück perfekt. Für ein Familienleben im Sommer auf der Alm sind die langen Ferien in Österreich praktisch. So müssen nur wenige Schulwochen überbrückt werden. Denn dies ist allen wichtig, die Schule und die Ausbildung der Kinder darf durch die viele Arbeit auf der Alm nicht leiden. Umso mehr werden die Ferien genossen, denn da sind alle Kinder mit auf der Alm, können hier übernachten und helfen auch schon fleißig mit. Was Iryna und Florian daran besonders gefällt, es gibt keinen Fernseher und kein Internet auf der Alm. Daher können sich Eva und Anna sehr gut selbst beschäftigen und im Einklang mit der Natur leben. Denn auf der Sulzlalm finden sich natürlich viele Gerätschaften für die kleinsten Besucher.

Wer traut sich über die Hängebrücke im Lechtal? Bauchkribbeln inklusive!
Wer traut sich über die Hängebrücke im Lechtal? Bauchkribbeln inklusive!
In schwindliger Höhe über die Hängebrücke

Die Hängebrücke im nahe gelegenen Holzgau bietet sich geradezu für einen perfekten Abstecher nach der Wanderung auf die Sulzlalm an. Die 260 m lange und 105 m hohe Brücke wurde vor zwei Jahren eröffnet und erfreut sich großer Beliebtheit. Parkmöglichkeiten gibt es direkt an der Kirche. Von dort gelangt man in gut 20 Min. zur Brücke. Unterhalb der Brücke kommen die ganzen Wanderer vom E 5, die tags zuvor auf der Kemptener Hütte übernachtet haben. Doch auch die Oberstdorfer verbindet eine Besonderheit mit Holzgau. Seit gut 20 Jahren findet wieder eine Wallfahrt, deren Tradition ins 16. Jahrhundert zurückführt, mit mehreren hundert Pilgern von Spielmannsau über die Kemptener Hütte, Mädele Joch nach Holzgau statt. Einige Wochen später bringen die Holzgauer das Kreuz dann bei ihrer Wallfahrt wieder zurück.

Und wer jetzt Lust auf eine zünftige Hüttenküche bekommen hat, kann HIER gleich nach einem Rezept schauen :)

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